Vermutlich waren die meisten schon einmal in einer ähnlichen Situation. Im Angesicht heutiger Krisen stehen Individuen oft vor Konflikten: Alte Gewohnheiten gelten plötzlich als Vergehen. Man wird beim Kauf einer Plastiktüte schräg angeschaut oder das schlechte Gewissen stellt sich von ganz alleine ein, wenn man doch schon wieder eine neue Hose im Internet bestellt hat. Manchmal ist es aber auch völlig undurchschaubar, was jetzt die umweltfreundlichere Alternative ist: Zug- oder Busfahren? Plastik- oder Einwegglasflasche? Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass es nicht allein die Aufgabe von Einzelnen sein sollte, den Weg aus gesellschaftlichen Krisen zu finden. Ganz davon abgesehen, dass individuelles Verhalten allein nicht ausreichen wird, ist es auch Aufgabe der Bildungssysteme und des Staats, solche Thematiken anzugehen. Das dahinterliegende Konzept heißt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (kurz BNE, mehr dazu im Artikel „How to… Entwicklungszusammenarbeit, Globales Lernen und BNE kennenlernen“) und wird von ENSA im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) in Form von Projektförderung und pädagogischer Begleitung umgesetzt.
Bei der Themenwahl für das Projekt wird sich an den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung (auf Englisch: Sustainable Development Goals, kurz SDGs) orientiert, die von den Vereinten Nationen festgelegt wurden und eine gerechtere Welt anstreben. Dabei ist es bei der Umsetzung des Projekts wichtig, sich folgende Fragen zu stellen: Welche konkreten Handlungsmöglichkeiten haben wir als Individuum? Welche Möglichkeiten gibt es, den eigenen Beitrag auf den unterschiedlichen Ebenen sichtbar und wirksam zu machen? Und auf welcher Ebene kann mit welchen Mitteln das Ziel erreicht werden? Die Ebenen, die hierbei grob unterschieden werden können, sind die Mikro-, die Meso- und die Makroebene.
Die Mikroebene betrifft in unserem Fall das Privatleben. Persönliche Entscheidungen haben nicht nur Auswirkungen auf einen selbst, sondern auch auf das Umfeld. Hier greift der feministische Slogan: „Das Private ist politisch!“ Allein und/oder in der Gruppe kann darüber reflektiert werden, welche Handlungsmöglichkeiten jede und jeder Einzelne hat. Um beim Beispiel des Klimas zu bleiben, kann hier das Kauf- und Mobilitätsverhalten sowie der Medienkonsum verändert werden. In einer Diskussion tauchen bestimmt noch viele weitere Ideen und konkrete Vorschläge auf. Hierbei muss auch nicht gleich von 0 auf 100 alles anders werden. Es können kleine Schritte sein, die langfristig einen Wandel bewirken. Und es sollte auch niemand ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn etwas nicht so klappt wie vorgenommen. Dranbleiben zählt!
Die Mesoebene ist hier die Ebene des schulischen Rahmens. Die Beteiligten am Projekt können überlegen, worauf sie privat wenig Einfluss haben und welche Ziele am besten erreicht werden könnten, wenn sie im Schulalltag verankert sind. Sie können beispielsweise dafür eintreten, dass Umweltthemen in allen Klassen(stufen) vertieft im Unterricht behandelt werden. Es könnte auch eine Arbeitsgruppe (AG) gegründet werde, in der sich Schülerinnen und Schüler mit entsprechenden Projekten beschäftigen. So wird bereits eine größere Gruppe von Menschen erreicht.
Die Makroebene ist noch größer aufgestellt: Hier geht es um die strukturellen Bedingungen, die von Gesetzgebung und internationalen Verträgen bestimmt werden. Die Teilnehmenden können erarbeiten, was sich im größeren Kontext ändern muss, damit ein Wandel herbeigeführt wird. Welche Strukturen fehlen zum Beispiel dem Einzelnen, um umweltfreundlichere Entscheidungen treffen zu können? Wäre ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr zielführend? Oder transparentere Lieferketten? Dann kann die Politik durch klimapolitisches Engagement adressiert werden und ab einem bestimmten Alter auch durch Wahlen und Petitionen. Es gibt viele Organisationen, denen man sich anschließen kann. Dabei ist es motivierend, sich beispielsweise an Greta Thunberg zu erinnern, die durch ihren persönlichen Protest eine ganze Welle von weltweiten Demonstrationen ausgelöst hat. Greta Thunberg stellte selber fest: „Ich habe gelernt, dass man nie zu klein dafür ist, einen Unterschied zu machen.“