Von Dar es Salaam nach Hamburg: Begegnungen, die Brücken bauen

Stereotype sind weit verbreitet, da die Medien uns bestimmte Sichtweisen suggerieren. Vorurteile entstehen durch die einseitige Berichterstattung oder werden sogar noch verstärkt. Deshalb sind Austauschprogramme, wie unsere Tansania-Begegnungsreise, so wichtig. Wir lernen eine andere Lebensweise kennen und können unsere eigene Perspektive auf die Probe stellen. Wir setzen sprichwörtlich unsere „Brille der Vorurteile" ab. Die Schulpartnerschaft zwischen dem Helene-Lange-Gymnasium und der Kiluvya Secondary School wurde 2008 feierlich besiegelt. Seitdem hat es bereits sechs Besuche nach Dar es Salaam und vier nach Hamburg gegeben. Dar es Salaam ist die größte Stadt Tansanias, eine Republik an der Ostküste Afrikas, welche seit 1961 unabhängig von Großbritannien ist und vor dem ersten Weltkrieg eine deutsche Kolonie war. Die beiden Hafenstädte Hamburg und Dar es Salaam pflegen seit 2010 eine Städtepartnerschaft. Unsere tansanischen Freund*innen waren im Sommer 2024 fast drei Wochen bei uns in Hamburg zu Besuch. Dies stellte den Gegenbesuch der vorherigen Reise nach Dar es Salaam im Oktober 2023 dar.

Während dieser Zeit haben wir vieles unternommen, um unseren Gästen eine ebenso schöne Zeit zu bescheren, wie wir sie auch in Dar es Salaam hatten. Dazu gehörte auch ein Tagesausflug nach Berlin bei dem wir gemeinsam den Bundestag besuchten. Außerdem haben wir zusammen mit zwei Vertreterinnen von ENSA das Holocaust Mahnmal in der Nähe des Brandenburger Tors besichtigt. Im Bundestag haben wir eine Plenarsitzung beobachtet, in welcher hochaktuelle Themen wie der Bundeswehreinsatz im Libanon sowie Steuerentlastungen für Familien diskutiert wurden. Da die Debatte leider auf Deutsch war, konnten unsere Gäste nicht teilhaben, hatten dafür aber umso mehr Freude beim Entdecken der Glaskuppel. Insgesamt war der Besuch des Bundestages, „sehr bereichernd", wie einer der deutschen Schüler meinte. Anschließend haben wir einen kleinen Exkurs zur deutschen Geschichte unternommen und haben die East Side Gallery, mit ihren beeindruckenden und teilweise gesellschaftskritischen Graffitis besucht.

Vor der Rückfahrt, zurück nach Hamburg, haben wir noch eine Pause im YAAM (Young African Art Market) eingelegt, wo alle ausgelassen miteinander getanzt und geredet haben. „Ich habe mich extrem frei gefühlt, die Atmosphäre war fröhlich und sehr ausgelassen!“, sagte eine Schülerin des Helene-Lange-Gymnasiums. Das mit Niels Annen, der parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist, geplante Treffen mussten wir leider auf den nächsten Tag verschieben, da er verhindert war. Dennoch war das Treffen am folgenden Tag „hochinteressant“, wie eine Schülerin erzählte. „Uns wurde die Möglichkeit gegeben, einem Politiker alle Fragen zu stellen die uns auf dem Herzen lagen.“, erklärt sie. Ein weiteres Highlight war die Teambuilding-Reise nach Rügen. Während des dreitägigen Aufenthalts sind wir als Gruppe weiter zusammengewachsen und haben noch mehr über die Geschichte und Natur Deutschlands gelernt. Als UNESCO-Schulen verbinden die KVSS und das HLG viele gemeinsame Werte.

Wir haben zusammen das Weltnaturerbe Jasmund besucht und einen Spaziergang unter dem romantischen Blätterdach der jahrhundertealten Buchen gemacht. Auch das Museum und das Seebad Prora war sehr informativ und interessant. „Mir ist das Erlernen der Geschichte sehr wichtig, damit wir davon lernen und Fehler in Zukunft verhindern können“, berichtete eine Schülerin. Abgesehen von den pädagogischen und lehrreichen Aktivitäten kamen sportliche Aktivitäten auch nicht zu kurz. Ein tansanischer Schüler sagte, dass seine Lieblingsaktivität definitiv das Beachvolleyballspielen gewesen sei.

Bis in den späten Abend haben wir alle gemeinsam Tischtennis und Volleyball gespielt. Zudem haben wir geschaukelt und einige haben sich sogar in die eiskalte Ostsee getraut. Abschließend kann man sagen, dass manche Dinge anders sind, als sie zunächst erscheinen. Anfangs hatten wir einige Unsicherheiten und Erwartungen, dass das Kennenlernen der tansanischen Schüler*innen Herausforderungen mit sich bringen könnte. Doch trotz kultureller Unterschiede, die sich als weniger bedeutend herausstellten, haben wir schnell Freundschaften geschlossen und sehr gut miteinander interagiert. Der Austausch hat uns gelehrt wie ähnlich sich Jugendliche sind, auch wenn tausende Kilometer zwischen ihnen liegen. Wir haben die gleichen Sorgen und Wünsche, versuchen alle unseren Platz in der Welt zu finden, Freundschaften zu schließen und eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Aus diesem Grund haben wir uns auf Anhieb sehr gut verstanden. Unser Verständnis für andere Kulturen hat sich erheblich vertieft, ebenso wie unsere Toleranz für unterschiedliche Sichtweisen. Diese neue Weltoffenheit und Akzeptanz wird uns auf unserem Weg zum Erwachsenwerden und darüber hinaus immer begleiten.